Immer mehr Patienten suchen mit verschiedensten gesundheitlichen Problemen Hilfe bei Osteopathen. Doch auch viele stehen dieser Behandlungsform skeptisch gegenüber. Wo kann sie helfen, wo sind ihre Grenzen?
Osteopathische Behandlungen erfolgen erst nach eingehender Befragung über den “medizinischen” Lebenslauf des Patienten (frühere Verletzungen, Stürze, Operation usw.).
Therapieansatz mit ganzheitlichem Fokus
Osteopathie behandelt nicht die Symptome einer Erkrankung, sondern ihre Ursachen. Im Unterschied zu vielen physiotherapeutischen Behandlungen verfolgt die Osteopathie einen ganzheitlicheren Ansatz. Das heißt, nicht nur Knochen und Muskeln spielen eine Rolle, sondern der ganze Körper wird mit einbezogen, auch die inneren Organe. Denn nur weil das Knie schmerzt, muss dort nicht die Ursache für die Beschwerden sein.
Einer osteopathischen Behandlung gehen immer ein ausführliches Gespräch und eine genaue Diagnostik voraus. Dabei werden nicht nur die konkreten Probleme angesprochen, sondern auch allgemeine Umstände abgefragt, die einen ersten Hinweis für die Ursache der Beschwerden geben können.
Ziel: Verspannungen lösen
Die weitere Diagnose und Behandlung erfolgen mit den Händen. Dabei werden oberflächliche muskuläre Verspannungen aufgespürt, aber auch tiefer sitzende, zum Beispiel im Bauchraum. “Wird die Verspannung in der Behandlung gelöst, kann sich auch der Stoffwechsel in Muskeln oder Gewebe wieder regulieren. Der Körper positioniert sich neu, Schmerzen lassen nach einiger Zeit nach”, erklärt Katrin Arnold-Nagler, Osteopathin D.O. VFO. Ziel ist es immer, Verspannungen zu lösen und normale Bewegungsabläufe wieder herzustellen.
Verkettungen – das A und O in der Osteopathie
Osteopathen sehen alle Strukturen als großes Ganzes. Sie sind durch Faszien miteinander verbunden. Dabei unterteilen sie den Körper in Ebenen, die Einfluss aufeinander haben: Es gibt eine Fuß-Ebene, eine Beckenboden-Ebene, eine Zwerchfell- und eine Kiefer-Ebene.
So steht zum Beispiel aus der Sicht eines Osteopathen die rechte Schulter immer auch mit der Leber im rechten Oberbauch in engem Zusammenhang, da die “Ketten” aus Muskeln und Faszien auf der rechten Körperseite miteinander interagieren. Gleiches gilt für die linke Körperhälfte: So “hängt” zum Beispiel der Magen an der linken Schulter. Bei Magenproblemen wird ein Osteopath also immer auch die linke Schulter als möglichen Auslöser mitbehandeln und umgekehrt.
Typisch sind auch Bauchprobleme, die mit dem Kiefer in engem Zusammenhang stehen. Die Erklärung dafür: Der Vagusnerv, der größte Nerv unseres Körpers, setzt an den Kopfgelenken an der Halswirbelsäule an und versorgt neben dem unteren Rücken auch die Bauchorgane. Herrschen in Kiefer oder Halswirbelsäule Verspannungen und Dysbalancen, kann sich das also auch mit Darmproblemen äußern. Um diese Zusammenhänge zu sehen, ist es wichtig, den Menschen als Ganzes zu betrachten.
Wem hilft Osteopathie?
„Für Patienten mit akuten, entzündlichen Prozessen ist Osteopathie nicht geeignet. Hier sollte immer zuerst die Ursache abgeklärt werden. Auch Aneurysmen zählen zu den Kontraindikationen“, erklärt Osteopathin Katrin Arnold-Nagler. Wer jedoch unter langanhaltenden Schmerzen leide, für den könne eine osteopathische Behandlung einen Versuch auf jeden Fall wert sein. Und das betrifft nicht nur Rücken- oder andere Gelenkschmerzen. Typische Beschwerden, bei denen die Osteopathie Linderung verspricht, sind neben chronischen Bauchschmerzen auch Nasennebenhöhlenentzündungen, Schwindel, Tinnitus, Arthrose oder Migräne.
Herzliche Grüße
Ihr Team der osteopathie heringsdorf
Quelle: MDR-Ratgeber