Kaiserschnittnarben und ihre osteopathische Behandlung

  • 06.11.2024

Kaiserschnittnarben können zu Schmerzen, Verklebungen, Hernien und Adhäsionen führen. Osteopathie kann eine wirksame Methode zur Behandlung von Kaiserschnittnarben sein. Studien haben gezeigt, dass die osteopathische Behandlung die Narbenheilung verbessern und Schmerzen und Beschwerden reduzieren kann. Die Osteopathie wird die individuellen Bedürfnisse einer Frau berücksichtigen und die Behandlung wird daran angepasst.

In Deutschland kommt im Schnitt jedes Dritte Kind per Kaiserschnitt zu Welt (2021). Somit hat jede dritte Frau, die ein Kind geboren hat eine Narbe. Diese Kaiserschnittnarben können verschiedene Komplikationen nach sich ziehen und eine Reihe von Gesundheitsproblemen verursachen. Hierzu zählen u.a. Schmerzen und Einschränkungen in der Beweglichkeit. Diese können lokal oder generalisiert auftreten. Unter Umständen kann auch eine zukünftige Schwangerschaft und Geburt durch die existierende Kaiserschnittnarbe beeinträchtigt werden. Die Osteopathie kann mit ihren verschiedenen Techniken und ihrem Wissen um Zusammenhänge eine wirksame Unterstützung und Behandlung im Umgang mit Narbenkomplikationen bieten.
Eine Kaiserschnittnarbe ist eine sichtbare Narbe, die entsteht, wenn die Gebärmutter während der Geburt geöffnet wurde. Teilweise verheilen die Narben gut und bereiten keine weiteren Beschwerden. Wenn dies nicht gegeben ist können verschiedene Komplikationen entstehen.

Mögliche Komplikationen sind:
• Schmerzen und Bewegungseinschränkungen: Schmerzen treten häufig direkt an der Narbenstelle auf und können durch Bewegung oder Berührung ausgelöst werden. In Folge kann es zu Bewegungseinschränkungen oder dem Vermeiden bestimmter Bewegungen kommen.
• Missempfindungen im Narbenbereich: Neben Schmerzen kann auch Taubheit oder Jucken im Narbenbereich auftreten.
• Adhäsionen (Verklebungen): Im Heilungsprozess der verschiedenen Gewebeschichten, welche bei einem Kaiserschnitt durchtrennt werden, kann es zu Verklebungen zwischen verschiedenen Schichten und umliegendem Gewebe oder Organen kommen. Dies kann wiederum in Schmerzen und Funktionseinschränkungen resultieren.
• Hypertrophie einer Narbe: In manchen Fällen kommt es zu einem überschießenden Wachstum des Narbengewebes, einer Hypertrophie.
• Hernien: Hernien sind Ausstülpungen des Peritoneums (Bauchfells) mit Darminhalt. Da Kaiserschnittnarben einen „Schwachpunkt“ im Bauchbereich darstellen ist das Risiko für Hernien erhöht.
• Geburtskomplikationen: Nach einem Kaiserschnitt kann es bei Folgegeburten zu Komplikationen kommen.

An dieser Stelle soll auch erwähnt werden, dass Kaiserschnittnarben auch psychische Auswirkungen haben können, einen Einfluss auf Paarbeziehungen und das Sexualleben haben können.

Osteopathie kann eine wirksame Methode zur Behandlung von Kaiserschnittnarben oder deren Komplikationen bzw. Folgen sein. Mögliche Ziele einer Behandlung sind das Lockern des Narbengewebes als solches und auch umliegender, in Zusammenhang stehender, Strukturen sowie eine Durchblutungsförderung zur Unterstützung von Heilungs- und Umbauprozessen und eine dadurch entstehende Linderung der Schmerzen und Verbesserung der Funktion. Eine Behandlung kann schon relativ kurz nach der Geburt erfolgen, je nach Bedarf und Komplikation sollte dies im Fall individuell entschieden werden.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte die Auswirkungen der osteopathischen Behandlung auf die Behandlung von Kaiserschnittnarben. Die Studie ergab, dass die osteopathische Behandlung zu einer Verbesserung der Narbenheilung führte und Schmerzen bzw. Beschwerden reduzierte.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2019 untersuchte die Wirksamkeit der osteopathischen Behandlung in Bezug auf Schmerzreduktion und Funktionsstörungen auf Grund von Kaiserschnittnarben. In beiden Punkten konnte eine Verbesserung erzielt werden. Selbiges gilt für die Reduktion von Rückenschmerzen auf Grund von Kaiserschnittnarben. Ebenso weist eine Pilotstudie darauf hin, dass sich durch die osteopathische Behandlung Gewebsveränderungen des Narbengewebes nachweisen lassen, welche zur Narbenheilung beitragen.

Es ist wichtig zu beachten, dass jede Frau unterschiedlich ist und dass die Wirksamkeit der osteopathischen Behandlung von vielen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel dem Alter der Narbe, der Größe der Narbe und dem individuellen Gesundheitszustand. Die individuellen Faktoren und eventuell auch Bedürfnissen und Ziele können in der osteopathischen Behandlung einbezogen und berücksichtigt werden.

Was ist eine Narbe?
Eine Narbe bildet sich als Reaktion des Körpers auf eine Verletzung. Die Narbenbildung unterliegt genau aufeinander abgestimmten Schritten. Während oberflächliche Verletzungen verheilen können, ohne dass eine sichtbare Veränderung des Gewebes zurückbleibt, ist das zurückbleibende Zeichen für eine tiefere Gewebsverletzung eine Narbe. Das Gewebe einer Narbe unterliegt einer Umstrukturierung der Kollagenfasern, wird weniger gut durchblutet und ist weniger elastisch. Ebenso fehlen im Narbengebiet Talg-, Haar- und Schweißdrüsen.

Der Heilprozess einer Verletzung und die Narbenbildung wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst und kann entscheidend sein für die Schnelligkeit der Heilung, das Aussehen (Größe, Wulstigkeit, Farbe) einer Narbe und sich eventuell anschließende Komplikationen.
Welche Beschwerden können mit einer Kaiserschnittnarbe in Verbindung gebracht werden?

• Atembeschwerden (kurz und oberflächlich)
• Rückenschmerzen (Lendenwirbelsäule)
• Gefühl, abzubrechen und sich nicht mehr bewegen zu können
• Häufigeres, plötzliches Verreißen der Wirbelsäule
• ISG Schmerzen und Blockaden
• Steifes Becken
• Hüftschmerzen
• Knieschmerzen
• Verspannungen in Schultern und Schultergürtel
• Nackenverspannungen
• Kopfschmerzen
• Kiefergelenksbeschwerden
• Eingeschränkte Mundöffnung
• Schmerz im Narbenbereich
• Auf dem Bauch schlafen nicht möglich
• Blasenprobleme (Druck, Inkontinenz, häufiger Drang, fehlende vollständige Entleerung)
• Regelschmerzen, Prämenstruelles Syndrom (nach Liedler)

Random Facts:
Eine Studie der Uni München konnte zeigen, dass 23% der Probanden eine Wetterfühligkeit (Schmerzen der Narbe bei Wetterumschwüngen) berichteten.

Herzliche Grüße
Katrin Arnold-Nagler
Osteopathin D.O. VFO

Quelle: www.backes-osteopathie.de/post/kaiserschnittnarben-und-ihre-osteopathische-behandlung